Hesperiidae (Dickkopffalter)

 

Die Familie der Dickkopffalter wurde lange Zeit zu den Nachtfaltern gerechnet, mittlerweile gilt jedoch ihre Zugehörigkeit zu den Tagfaltern als gesichert. Nur wenige Arten sind in der Natur noch regelmäßig zu beobachten, so z.B. der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes venatus), der Schwarzkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus lineolus), der Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris), der Kleine Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) und der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon). Viele andere Arten sind Bewohner lückiger, felsiger Magerrasen. Während der Kommafalter (Hesperia comma), der Rote-Würfeldickkopffalter (Spialia sertorius) und der Mattscheckige Braundickkopffalter (Thymelicus acteon) noch etwas weiter auf Halbtrockenrasen verbreitet sind, sind die Arten Pyrgus serratulae, Pyrgus cirsii und Pyrgus alveus auf ganz wenige Lebensräume der Schwäbischen Alb beschränkt. Etwas feuchtere Lebensräume bevorzugen die ebenfalls seltenen Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) und der Heilziest-Zipfefalter (Carcharodus flocciferus).

 

Rote Liste der Dickkopffalter Baden-Württembergs (Stand 2005 nach Ebert):

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BW 2005 OR SW NT SA OS RL BW 1993
Thymelicus acteon Mattscheckiger Braun-Dickkopffalter V 0 - V V (3) 3
Hesperia comma Komma-Dickkopffalter 3 2 3 3 V 2 3
Carterocephalus palaemon Gelbwürfeliger Dickkopffalter V V U V V V X
Spialia sertorius Roter Würfel-Dickkopffalter V V - V X (V) V
Pyrgus accretus Veritys Würfel-Dickkopffalter 1 1 - - - - 3
Pyrgus alveus Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter 2 1 1 1 3 - 3
Pyrgus armoricanus Oberthürs Würfel-Dickkopffalter 1 0 - 1 - 1 1
Pyrgus cirsii Spätsommer-Würfel-Dickkopffalter 1! - 1 0 1 - 1
Pyrgus fritillarius Steppenheiden-Würfel-Dickkopffalter 0 0 - 0 0 0 2
Pyrgus malvae Kleiner Würfel-Dickkopffalter V 3 V V X V V
Pyrgus onopordi Ambossfleck-Würfel-Dickkopffalter 0 - - - 0 - 0
Pyrgus serratulae Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter 2 0 - 2 3 0 2
Erynnis tages Kronwicken-Dickkopffalter V V V V X 3 V
Carcharodus alceae Malven-Dickkopffalter 3 3 U 3 3 U 2
Carcharodus flocciferus Heilziest-Dickkopffalter 1 - - * * 1 1

Zeichenerklärung: OR = Oberrheinebene, SW = Schwarzwald, NT = Neckar-Tauberland, SA = Schwäbische Alb, OS = Oberschwaben, 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, X = ungefährdet, U = Kenntnislücke, * = nur randlich einstrahlend, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, ! = besondere Verantwortung, R= geographische Restriktion.

 

Der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon) ist im NSG Schaichtal noch häufig auf Kahlschlägen, Lichtungen und Böschungen zu beobachten, jedoch steht auch er auf der Vorwarnliste Baden-Württembergs und ist durch Hochwaldnutzung gefährdet.

 

 

Der Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages) ist in Baden-Württemberg verstreut verbreitet, in mageren, offenen und sonnenexponierten Biotopen jedoch noch regelmäßig anzutreffen. Im Schönbuch tritt die Art am Schönbuch-Südwesthang und auf dem Böblinger Standortübungsplatz auf. Dieses Bild entstand allerdings auf einem Pionierrasen im Tauberland.

 

 

Der Wiesenknopf-Würfeldickkopf (Spialia sertorius) ist auf Magerrasen noch relativ weit verbreitet. Trotzdem ist die Art im Vergleich zu Pyrgus malvae deutlich mehr an magere und trockenwarme Biotope gebunden.

 

 

Der Kleine Würfelfleck-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) ist im Gegensatz zu allen anderen einheimischen Pyrgus-Arten noch regelmäßig anzutreffen.

 

 

Der stark gefährdete Schwarzbraune Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus serratulae) kann auf der Schwäbischen Alb auf lückig bewachsenen, trockenen Magerrasen angetroffen werden. Die Bestimmung der Pyrgus-Arten ist schwierig und kann häufig nur genitaliter erfolgen.

 

 

Ein weiterer Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter aus dem östlichsten Zipfel Baden-Württembergs bei Bopfingen am Ipf.

 

 

Etwas später als vorige Art fliegt der Sonnenröschen-Würfeldickkopffalter (Pyrgus alveus trebevicensis) auf der Schwäbischen Alb und im Baar-Wutach-Gebiet. Äußerlich sind beide Arten kaum zu trennen, zudem wurde in früherer Zeit auch das Taxon trebevicensis als eigenständige Art von P. alveus abgetrennt.

 

 

Die Unterseite von Pyrgus alveus erlaubt eine einigermaßen sichere Abgrenzung zu den oberseits sehr ähnlichen Pyrgus serratulae und Pyrgus cirsii: Große weiße Flecken auf olivgrünem bis olivbraunem Grund.

 

 

Der gefährdete Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) bei Sigmaringen. Ei-Nachweise ergaben auch bei dieser Art eine weitere Verbreitung auf der Schwäbischen Alb.

 

 

Der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes venatus) ist ein häufiger Tagfalter, der bei flüchtigem Hinsehen mit dem deutlich selteneren Kommafalter (Hesperia comma) verwechselt werden kann. Im Gegensatz zum stenotopen Magerrasen-Bewohner H. comma bewohnt O. venatus auch mesophile Wiesen- und Waldrandgesellschaften.

 

 

Der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineolus) ist eine häufige Art trockener Standorte. Sie fliegt allerdings auch an exponierten Stellen in feuchteren Gebieten wie am Südhang des NSG Schaichtal.

 

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